Von Sagen, Korallen und Orchideen - Wandern rund um den Arlberg

Wege für jedermann inmitten imposanter Naturschauspiele

Der Sommer steht vor der Tür, die Sonne lacht: Zeit für alle Wander- wie Berg-Fans, die Wanderstiefel zu schnüren und einzutauchen in eine faszinierende Landschaft, scheinbar hoch oben über dem Rest der Welt. Wo könnte ein derart verlockendes Unterfangen jenseits alltäglichen hektischen Einerleis besser gelingen als in den alpinen Regionen Österreichs?

So lockt die Alpenrepublik alljährlich tausende begeisterter Wanderer von nah und fern an, die mit paradiesischen Einblicken in eine naturbehaftete Bergkulisse etwa in der beliebten Arlbergregion belohnt werden. Auf einem großzügig ausgebauten Strecken- und Wegenetz geht es rund um St. Anton und Lech vorbei an Almen und Schutzhütten hinein in eine friedliche Stille, die alltäglichen Alltags- und Berufsstress beim Klang der Kuhglocken schnell vergessen lässt.

Inspiriert von Sagen und Geschichten aus der Tannbergregion

Im Winter die klassische Wintersportregion par excellence hat die Vorarlberger Hochgebirgslandschaft rund um Lech, Zürs, Stuben, St. Christoph und St. Anton auch im Sommer für bewegungshungrige Naturfreunde so einiges zu bieten. So etwa der mittlerweile gewisse Berühmtheit erlangte sogenannte „Grüne Ring“. Die speziell für Familien konzipierte Rundwanderung in drei Tages-Etappen kreist rund um Lech Zürs, an wechselhaften Panoramen entlang - gespeist von Wasserfällen, Bergseen wie auch einer alpinen Kulisse, die den Besucher talaufwärts, talabwärts nicht ruhen lässt.

Damit Kind und Kegel dabei nicht dem eintönigen Rhythmus monotonen Dauerschnaufens verfallen, laden speziell mit künstlerischen Installationen präparierte Naturschauplätze zum Verweilen, Innehalten und Staunen ein. Hier hat sich jeweils ein Bildhauer in fruchtbarer künstlerischer Zusammenarbeit mit einer Schriftstellerin so einiges an eigens kreierten Geschichten rund um moderne Fabelwesen und Sagenwelten der Region einfallen lassen.

Spannender Leitfaden zum Entdecken der oftmals auf den ersten Blick nicht zu erkennenden Kleinode liefert eine literarische Wanderkarte, die gleichermaßen über Geschichte und Kultur der Region informiert wie fasziniert.

Sie ist denn auch für die kleinen und großen Detektive unverzichtbares Utensil und kultureller Kompass zugleich. Auf dem Weg von Lech bis zur Rud-Alpe hinauf helfen sie, seltsame Geheimnisse zu lüften, die sich hinter grandioser Naturkulisse verbergen.

So etwa die Geschichte vom hölzernen Riesen Taurin, der am Hang des Stierlochkopfs kraxelt und verstreute Felsbrocken nach oben trägt. Der Legende nach war der Riese beim Anblick des Bergs so überwältigt, dass er es nicht hinnehmen wollte, wenn dieser sich schüttelte und das Gestein talabwärts beförderte. Seitdem versucht er sich Sisyphus-gleich an den Felsbrocken, den ersehnten Idealzustand wiederherzustellen:

Wandern durch die Erdgeschichte

Durch blühende Wiesen vor markanter Bergkulisse geht es auch hinauf auf den 2.362 Meter hohen Rüfikopf, der per Bahn auch im Sommer bequem zu erreichen ist. Die Bergstation befindet sich in 900 Höhenmetern. Belohnt wird der Wanderer mit einem atemberaubenden Ausblick auf den Sommerurlaubsort Lech am Arlberg und die Wanderregion Tannberg oberhalb von Oberlech. Von dort weiter geht es etwa in rund drei Stunden 7,2 Kilometer weiter nach Zürs.

Wer sich besonders für Geologie interessiert, sollte sich nicht den Geoweg Rüfikopf entgehen lassen, auf dem sich steinerne Zeugen der Erdgeschichte entdecken lassen. Der an der Bergstation beginnende geologische Themenweg führt zunächst zum Monzabonsee, einem kleinen smaragdgrünen Bergsee-Juwel.

Der markierte Rundweg führt links bergan, hoch zu einem Gebirgssattel. Von hier geht es kurz bergab bis zu einem breiten Alpweg. Nach rechts geht es weiter entlang eines Weges, der zurück zur Bahnstation führt. Die in circa zweieinhalb Stunden zu bewältigende 3,4 Kilometer lange Strecke ist selbst für ungeübte Wanderer relativ leicht zu bewerkstelligen, entsprechendes knöchelhohes Schuhwerk mit Profilsohle vorausgesetzt. Zu bestaunen gibt es geologische und fossile Highlights. Vom 200 Millionen Jahre alten Urmeer etwa erzählen versteinerte Korallen, Muscheln und andere Fossilien.

Das Verwall und der Adlerweg

Die Strecken rund um St. Anton bilden nicht nur ein insgesamt 270 Kilometer langes Wegenetz, sondern gehören auch zu den landschaftlich reizvollsten Wanderrouten, entlang an blühenden Almwiesen auf denen circa 20 seltene Orchideenarten gedeihen.

So auch entlang der etwa in acht Stunden zu bewältigenden Etappentour Verwall, die für die ganze Familie geeignet ist. Auf über rund 25 Kilometern Wegstrecke müssen dabei knapp 500 Höhenmeter bewältigt werden.

Die kurzen Teiletappen sind leicht zu bewandern, Übernachtungsmöglichkeiten gibt es in Gestalt zweier Almhütten. Die unter Naturschutz stehenden Orchideen wie etwa das Knabenkraut finden auf den kalkhaltigen Böden in der unberührten Natur abseits der Touristenströme beste Kulturbedingungen.

Vom Startpunkt oberhalb von Galtür aus führen die meisten Zufahrtswege an Seen, Bächen und Wasserfällen entlang zu höher gelegenen Schutzhäusern. Nicht zu versäumen und unbedingt sehenswert sind die Rosannaschlucht wie auch das Schönverwalltal.

Die Montafoner Hüttenrunde vom Verwall über die Silvretta bis ins Rätikon ist eher was für den ambitionierten Fernwanderer, der ungleich mehr Zeit im Gepäck hat. Aushängeschild und berühmteste Etappe der einwöchigen Tour ist der sogenannte Wormser Höhenweg. Über 20 Kilometer geht es in dieser Auftaktetappe dabei stundenlang bergauf und bergab.

Knapp zehn Stunden für 25 Wanderkilometer müssen dabei alleine etwa für die Etappe von der Wiesbadener Hütte hinaus zur Neuen Heilbronner Hütte einkalkuliert werden. Belohnt werden die Mühen mit atemberaubenden Ausblicken in die hiesige Bergwelt sowie auf die idyllischen Vallüla-, und Kops-Seen mit Sicherheit werden.