Über Almen, durch Wasserfälle und Höhlen im Saalachtal

Das Salzburger Land bietet Familien viel Abwechslung

Manfred Vitzthum hat den Bogen raus. Der Wirt des „Heutaler Hofs“ hebt das elegante Sportgerät, zielt kurz und lässt den Pfeil viele Meter weit ins Ziel fliegen. Wenn er Lust hat, zielt er auf Büffel oder Bär – zwei hölzerne Tiere, die der Hotelier am ziemlich entfernten Waldrand positioniert hat. Viele Hobby-Bogenschützen finden hier, auf dem 1000 Meter hoch gelegenen Heutal, einen idealen Ausgleich zum stressigen Alltag.

Abenteuerurlaub mit Geschichte an der Grenze zu Deutschland

Unsere Gruppe hat gerade die hin und zurück eineinhalbstündige Tour zum Staubfall gemeistert. Hinter dem Gasthof mit der Bogenschießanlage führt ein kleiner Weg erst über idyllische Wiesen, dann über durchaus alpine Felsen zu einem Wasserfall, eben dem „Staubfall“. Brav folgten alle Wanderführer Andi Dauer. Der End-Fünfziger lief dynamisch voran, schließlich ist Andi in den Bergen zu Hause und lebt häufig aus dem Rucksack. „Alle aufrücken, wir gehen jetzt unter dem Wasser hindurch“, rief er den etwa fünf Familien in der Gruppe zu. Keiner drückte sich, alle folgten dem erfahrenen Anführer, der jetzt die Grenze zu Deutschland erreicht. Denn hier oben weist ein schlichtes ovales Schild darauf hin, wo Österreich aufhört und die Bundesrepublik beginnt. „Von 1933 bis 1936 mussten deutsche Staatsbürger einen hohen Betrag bezahlen, wenn sie in das Nachbarland einreisen wollten, die sogenannte Tausend-Mark-Sperre.“ Der Trick der Nazi-Regierung funktionierte, der Fremdenverkehr in Österreich brach drastisch ein. Wie um zu beweisen, wie ungehindert sie selbst in die Alpenrepublik „einreisen“ können, sprangen einige Mitglieder unserer Gruppe hin und her. Vor allem den Kindern machte es Spaß, innerhalb von Sekunden von einem Staat in den anderen zu wechseln. Längst passt hier oben keiner mehr auf, wer die nur dürftig markierte Stelle passiert.

„Packen wir`s, alle marschieren zurück zum Heutal“, gab Andi schließlich das Kommando zum Aufbruch. Unter dem Staubfall hindurch liefen wir den engen Gebirgspfad zurück, bis das imposante Gebäude des Wirtshofs wieder auftauchte. Diesen erreicht man nach einer waghalsigen Autofahrt vom Tal herauf. Natürlich muss man auch wieder zurück, was bei weniger versierten Autofahrern qualmende Autoreifen bedeuten kann. Nach etwa zehn Minuten gelangen alle wieder glücklich nach unten, wo es weiter geht zum Perchtbauern in Unken. Wie eine Reihe weiterer Attraktionen, ist die Visite hier Teil des hiesigen Kinderprogramms - über das man auf www.lofer.com, der Homepage des Saalachtals, mehr erfährt. Reiselustige finden dort zahlreiche Anregungen und Tipps, beispielsweise auch über den Perchtbauern.

Zurück zum Ursprung – ein Erlebnis für die ganze Familie im Salzburger Land

Auf diesem Hof hat man endgültig das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. Die stets gut gelaunte Elisabeth Hohenwarter öffnet höchstpersönlich die Stalltür zu den Mutterkühen: Im Dirndl, wie es sich für eine Bäuerin gehört. „Habt ihr schon mal beim Melken zugesehen?“, fragt sie die Grundschüler, welche neugierig die Hälse recken. Die meisten schütteln mit dem Kopf, Milch kennen sie nur aus der Tüte. Elisabeth lacht und wagt mit der Gruppe ein Experiment: In einer Nebenkammer schüttet sie Milch mit einigen anderen Zutat en wie Lab - „aus dem Magen der Kuh“ - hinzu. Das Gemisch wird ziemlich lange gerührt, so lässt sich Käse herstellen. Die Besucher sind beeindruckt und folgen der lebhaften Dirndl-Trägerin zu den Hühnern. Im Gänsemarsch geht es auf den Hof zurück, wo die junge Frau die Kids der Gruppe anweist, für ihre Eltern Brote zu schmieren. Schon nach zehn Minuten laben sich alle an Kaffee, Molke, gesunder Milch und von den Kindern mit Obst und Quark dekorierten Törtchen. Die Mädchen und Jungs trauen sich sogar, einen der uralten Obstbäume des Hofs zu erklettern. „Muss ich euch jetzt wieder runterholen?“ fragt Frau Hohenwarter und blickt ein wenig besorgt auf Mona, die sich schon recht weit in die Höhe gewagt hat.

Als alle wieder unten sind, fährt der kleine Auto-Korso nur einige hundert Meter weiter zum Landhotel Kirchenwirt. Das ausladende Hotel liegt direkt am Gotteshaus, der Parkplatz beeindruckt mit einer ungewöhnlichen Schräglage. Immerhin sind wir nicht im platten Holland, sondern umgeben von der wunderschönen Berglandschaft des Salzburger Saalachtals. Man wird schon nicht von hier aus runterrutschen – um dann vermutlich im Ortskern von Unken bei Lofer zu landen. Diese Marktgemeinde mit knapp über 2000 Einwohnern bietet etwa die „Almenwelt“, welche man über zwei Bergbahnen sicher erreicht. Auch hier lädt ein Wanderweg dazu ein, mal wieder was für die eigene Kondition zu tun. Unser professioneller Bergbegleiter heißt in dem Fall Hermann Hollaus, wie sich herausstellt, kennt er sich in der Gegend hervorragend aus. Wer es gern abenteuerlich hat, kann im nahe gelegenen St. Martin auch die Lamprechtshöhle erkunden oder in den TEH Naturwerken von Unken selbst eine Heilsalbe herstellen. So schnell wird es im österreichischen Saalachtal eben nicht langweilig.